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Barbara Vögel zur Ausstellung 'SHORT PORNOS'

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Mit einem „normalen“ Paarsein und der damit einhergehenden Sexualität habe ich immer Probleme und kann damit wenig anfangen.

Pornografie (auch in all ihrer Zwiespältigkeit) hilft mir, zu einem authentischeren Selbst zu finden - mich als Frau, die anders fühlt und in ihrer Sexualität einen anderen Weg geht, zu akzeptieren und anzunehmen, wie ich bin. Sie mindert meine Gefühle von Einsamkeit, ist ein vertrauter Ort. Verirre, verlaufe mich darin nicht.

Pornografie ist ein lustvolles Heraustreten aus Scham und verheerend geringer Selbstakzeptanz und dadurch bedingte schmerzhafte Entfremdung, Abgetrenntheit und Identitätsverlust meiner Selbst. Sie hilft mir, vorgegebene Grenzziehungen in meiner Sexualität, in meinem Leben als Frau, hinter mir zu lassen, die absolut nicht meine sind.

Pornografi e entzieht sich jeder Kontrolle. Pure Energie. Keine zeit- und lustraubenden dummen Spiele. Die mir fremd sind, ich nicht verstehe, mich unnötig ängstigen und verwirren. Haben wir in einem Pornofilm je eine Szene mit ROCCO, BELLADONNA, LEX STEELE, BRIANA oder JENNA gesehen, in der erst Spielchen gespielt werden – sich die Frauen x-mal „verweigern“ (müssen), damit die Männer scharf werden (können), bis er und sie endlich miteinander schlafen?
Das Kräfteverhältnis zwischen Mann und Frau ist ausgeglichen. Die Frau ist scharf. Weiß genau, was sie will. Lust trifft auf Lust. Die Frauen müssen ihre nicht länger verstecken, zurückhalten, oder mit Kunstanstrich verbrämt, einem so genannten aufgeklärten, intellektuellen Publikum in schicken Filmen darbieten. Beispiel: „9 1/2 Wochen“. Kaum ein Film war mir je so zuwider.

Ich habe nirgends so viele selbstbewusste Frauen gesehen und erlebt, wie in der Welt der Pornografie. Diese Frauen ständig als „nur ausgebeutete Objekte des Mannes“ zu bezeichnen, bedeutet, sie einmal mehr zu wehr- und willenlosen Opfern zu machen, ihnen jede Lust und Selbstbestimmung einfach abzusprechen. Aber Exhibitionismus, Leidenschaft, Promiskuität, Lust an „ungewöhnlichen“ Sexualpraktiken und an in der Öffentlichkeit praktiziertem Sex, hat es bei Frauen zu allen Zeiten gegeben. Genau so alt sind auch die Bemühungen, Beschränkungen, Beschneidungen, Zensur und Verbote dagegen.

In der für mich so klar abgesteckten Welt der Pornografie (ähnlich wie im Heimatfi lm), fühle ich mich bestätigt, gerade, weil ich nicht perfekt bin. Weder jung, dünn, noch modelschön. Aber ich fühle mich sicher, auf ganz besondere Art und Weise erregt, angenommen, verstanden, aufgehoben, frei, begehrt und unendlich weiblich. Und ich fühle mich den Männern, wie ich sie mag, dabei sehr sehr nah.

Pornografi e hilft mir, mein Selbstbewusstsein zu stärken, mich in meiner Haut wohl zu fühlen, mich zu akzeptieren, das Weibliche zu fühlen und enorm zu genießen, das Männliche, wie es mir gefällt, zu entdecken, zu bewundern und ihm zu huldigen. Mein Begriff von Feminismus.

Meine Ausstellung SHORT PORNO ist ROCCO SIFFREDI gewidmet, dem italienischen „GOD OF PORN“. Sie ist eine Hommage an jenen Mann, den ich bewundere, dessen Energie mir Manna in der Wüste ist. Dem ich ein ganz besonderes Gefühl von intensiv gefühlter Weiblichkeit mir selbst gegenüber verdanke und dessen Geschichte, Männlichkeit, Leidenschaft und wildes Leben mir Mut und Lust machen, meinen ganz eigenen Weg weiter zu gehen – und zu erweitern.

Dank und Respekt auch an JENNA, NINA, BELLADONNA, SAVANNA, NIKI, TERESA, BRIANA, TERA, CATHY, TURA SATANA und an alle UNBEKANNTEN WUNDERSCHÖNEN LEBENDIGEN FRAUEN die in der Pornobranche leben und arbeiten und die mich mit ihrer Energie immer wieder aufs lustvollste anstecken und bereichern.

© Barbara Vögel